Zeitschrift Aufsätze

Heidi Althaus

Der Streik der Bayreuther Maurer- und Zimmergesellen [von 1800]

Die Gesellen der Bayreuther Bauhandwerke legten Anfang Mai 1800 ihre Arbeit nieder. Sie wollten damit eine Erhöhung ihres Taglohnes erreichen. Der Vorgang wurde von dem Polizeimagistrat untersucht, der sich bemühte, die Anstifter des Streiks zu finden. Die Maurer- und Zimmergesellen erklärten in den Vernehmungen, sich hätten auf allgemeine Beschluß die Arbeit niedergelegt. Dazu hätten ihnen die Meister geraten. Diese Behauptung wurde von den Beamten nicht überprüft.

Die Maurer- und Zimmergesellen erklärten weiter, sie wollten sich mit dem Streik gegen die Meister wenden. Diese würden ihnen nicht den festgesetzten Lohn auszahlen. Die Meister zahlten allerdings den Gesellen den von Obrigkeit festgesetzten Lohn aus. Daher konnten sich die Gesellen aufgrund ihres Streikziels nur gegen die Obrigkeit wenden. Dies war nach den bestehenden Gesetzen mit schwerer Strafe bedroht Zu einer Bestrafung der Gesellen kam es allerdings nicht, weil die Beamten zum einen davon ausgingen, daß es sich um einen Konflikt zwischen Meistern und Gesellen handelte. Zum anderen konnten sie keinen einzelnen Schuldigen ausmachen. Ein Bestrafung aller Gesellen hätte dem Bauhandwerk die Arbeitskräfte entzogen.

Die Gesellen hatten sich auf ihrer Herberge für die Dauer des Streiks versammelt. Sie wollten dort die Entscheidung der Kriegs- und Domänenkammer über die Lohnhöhe abwarten und jedes Aufsehen vermeiden. Die Gesellen gingen schließlich wieder an die Arbeit, bevor eine Enscheidung der Kammer vorlag.

 

Aufsatz vom 10. Dezember 1997
© 1997 fhi
ISSN: 1860-5605
Erstveröffentlichung
10. Dezember 1997